Blog-Polonaise: Wie ich so ins Internet schreibe
Staffeln haben mich schon immer fasziniert. Da rennt einer los, drückt einem anderen was in die Hand, der rennt weiter, drückt einem anderen was in die Hand, der rennt weiter, drückt einem anderen was in die Hand, der rennt damit ins Ziel. Puuh, alles gut gegangen! Eine Staffel hat mich nun eingeholt, als mir Stef Bauske in ihrem MedienGarten die Papyrusrolle in die Hand drückte. Danke! Bisher lahmte ich neben der Strecke her, denn der Blogbeitrag „Wie machst Du das bloß?“ von Sabine Sternberg war mir bereits bekannt. Nun, da @MedienGarten mich fragte, erfuhr ich von Isabella Donnerhall, die diese illustre Blog-Polonaise unter dem Titel „This Is How I Work“ – in Anlehnung an den Gawker-Blog Lifehacker – ins Lebens rief. Da Arbeitskontexte genau mein Thema sind, hänge ich mich gern an.
Blogger-Typ
Neugiergeplagte, fachbuchgeschädigte Schreibdenkerin.
Gerätschaften digital
Kandidat No. 1: unhandlich, tragbar, tippfähig, klappt, durchschaubar, apfelig, silberfarben.
Kandidat No. 2: kleinlich, nicht hosentaschbar, entrückend, klappt nicht, apfelig, weiß.
Gerätschaften analog
Nachdem ich vor einem halben Jahr exakt zwanzig blaue Papiermüllsäcke (!) mit Notizzetteln (Bea nennt das Fresszettel!) und Kopien befüllt habe, gönne ich mir derzeit ein analoges Aus. Es musste zwar auch schon ein Buntstift und die letzte Seite eines Kinderausmalblocks ran, doch halte ich momentan eher Sicherheitsabstand. Ansonsten droht exzessives Gedankensammeln in und auf allem Beschreibbaren. Zumal: Ich schaue nie in meine Notizen, weil ich die meist gar nicht lesen kann – sind eher Plätzchen zum Denken.
Arbeitsweise
Laut denken: Mein Federlesen kommt mit den Themen, die mich aktuell beschäftigen. Für mich zählen nicht vermeintliche Wahrheiten, sondern Meinungen, Argumente und Ideen – meine eigenen schreibe ich nieder und vieles entwickelt sich beim Aufschreiben. Kommentare und sonstige Rückmeldungen verführen mich dann zum Weiterdenken.
Zuhören: Auf meinem Blog stelle ich regelmäßig AutorInnen verschiedenster Genres in einem Interview vor. Entweder ich finde eine interessante Menschen auf meinen Streifzügen im Netz oder ich werde gefunden. Dann arbeite ich mit dem Interview und mit dem, was die AutorInnen mir und im Netz hinterlassen haben.
Welche Tools nutzt du zum Bloggen, zum Recherchieren und zur Bookmark-Verwaltung?
Am liebsten schreibe ich einen Beitrag in Word auf Kandidat 1 und kopiere dann alles in WordPress. Falls lediglich Kandidat 2 zur Hand, werden Beiträge auch schon mal direkt in WordPress getippt und bestenfalls später an Kandidat 1 bearbeitet. Zur Recherche ziehe ich sowohl analoge wie auch digitale Schlaumeier heran. Meine Lesezeichen habe ich noch nicht so recht unter Kontrolle. Wichtige Beiträge bearbeite ich entweder gleich, ich behalte sie im Kopf oder ich deponiere sie in Instapaper. Notfalls schicke ich mir auch eine E-Mail mit dem Link oder dieser landet prominent in der Safari-Leseleiste
Wo sammelst du deine Blogideen?
Sammeln im Sinne von Speichern: Meine Ideen landen meist als Beitragsentwürfe direkt in WordPress.
Sammeln im Sinne von Finden: Inspiriert werde ich von Blogs, von Links über Twitter oder Google+, von dem, was mir beim Recherchieren online unter die Augen kommt, aus dem Feeddler, Zeitung, Büchern, Radio, dem Alltag, dem Erlebten etc.
Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?
Zeitsparen und Bloggen ist für mich wie schönes Wetter und Hannover. Vielleicht sollte ich mir die elenden Versuche sparen, auf der virtuellen Tastatur von Kandidat 2 etwas tatsächlich in deutscher Sprache zu verfassen. Auf Kandidat 1 schreibe ich blind mit zehn Fingern, was wesentlich effektiver ist.
Benutzt du eine To-Do-List-App?
Bitte was? Nein, ich bin noch ganz gut selbst orientiert. Was mich gerade beschäftigt, habe ich im Kopf und was ich im Kopf habe, beschäftigt mich. Aber jetzt, wo ich drüber nachdenke: Einen Assistenten könnte ich ganz gut gebrauchen. „Frau K., Herr M. aus S. erwartet ihre Rückmeldung.“ Nicht schlecht!
Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät, ohne das du nicht leben kannst?
Zwei. Kaffeemaschine zum Aufwachen und iPod zum Einschlafen.
Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
Am besinnlichen Weihnachtsabend am Gabentisch sitzen, seelenruhig zusehen, wie das Geschenkpapier Feuer fängt, um dann mit zarten Gesten andere Feierstündler auf das nahende Unglück vorzubereiten. Wenn mich etwas wirklich schockiert, bin ich sprachlos. Zusammengefaßt: Unfreiwillige Notfall-Meditation.
Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
Hier kommt mein Assistent wieder ins Spiel: Der säße nämlich ab und zu am Klavier und spielte mir schöne Stücke. Weil ich das selbst nicht kann und ein rechter Spießgeselle noch nicht gefunden ist, klampft das Radio.
Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Lerche?
Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich die Nacht zum Tag machen. Ich habe eigentlich immer nachts gearbeitet und bin spät aufgestanden. Nachts kann ich einfach besser konzentriert arbeiten – gerade im Gespräch mit Büchern – ohne Radio, ohne Vogelgebrüll, ohne Telefonterror. Nun, seitdem ich Familie habe, sieht das natürlich anders aus. Nachdem der Nachwuchs da war, habe ich noch bis in die Nächte hinein gearbeitet, weil meine einstigen Projekte anders nicht zu bewerkstelligen waren. Das würde ich mir jetzt aber nicht mehr antun.
Eher introvertiert oder extrovertiert?
Schwierig. Kommt ganz darauf an. Unter Freunden bin ich bestimmt nicht introvertiert und unter Fremden bestimmt nicht extrovertiert.
Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
Meinem Faible fürs Unkonventionelle entsprechend, würde mich brennend interessieren, wie Der Emil so ins Internet schreibt. Da bin ich echt mal gespannt, ob (und wenn ja: wie) der Emil das olympische Feuer weiterträgt!
Der beste Rat, den du je bekommen hast?
Es hat noch keinem Text geschadet, gekürzt zu werden.
Noch irgendwas wichtiges?
So schön die sozialen Medien sind, die digitale Freude darf auch mal abgeschaltet werden.
Nachtrag: Ich geb den Emil nicht auf. Eeeeeeeeeeeeeeeemil, wo bist Du? Das Netz wartet nicht und so geht die Polonaise schon mal fröhlich weiter. Freilich hätte ich hier auf druckstelle gern all die Lieben und Liebsten nach einem Beitrag gefragt. Ganz ehrlich, ich hab mich nicht getraut… Als ich dann jedoch in Beas Flohnmobil ihr wunderbares „This Is How I Work“ las, merkte ich, dass ich mit meiner Zurückhaltung eher daneben lag. Jetzt war ich schon mutiger und fragte auf Google+ Tanja Praske, ob sie nicht mitmachen möchte. Juhuuu, sie sagte gleich zu und hier könnt Ihr auch schon ihren Beitrag lesen. Herzlich eingeladen sind freilich Pinchen, Paula Grimm, Tanja Maria Ernst, Patricia Koelle und alle, die mögen!
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Liebe Franziska,
danke für das Blogstöckchen – ein prima Format. Pingback hat ja funktioniert. Jetzt kann ich bei den anderen Teilnehmern spickern und mein Feedly auffüllen. Wie dein Beitrag sind die anderen auch teilweise sehr humorvoll, also, eine prima Lektüre für die nächste Zeit!
Die Blogger Community auf google+ ist einfach klasse, sonst wäre ich auf dein Blog und die Aktion gar nicht gekommen!
Alles Gute,
Tanja