Digitale Museumspantoffeln
Schlösser, Museen, Burgen – das Erste, woran ich denke, sind riesige Filzpantoffeln. Nix wie rein in die Puschen, kurz Anlauf geholt und los gehts. Nur nichts anfassen, nichts kaputtmachen, psssssssst. Jaja. Vorsicht Stufe! Nicht grundlos stehen bei mir momentan eher Dinoparks auf dem Freizeitprogramm. Bis auch die kleinsten Füße Pantoffelgröße erreicht haben, surfe ich sozialmedial durchs Museum. Denn in Sachen Kultur hat sich mit dem Sozialen Netz so einiges getan. In meiner dritten Nachlese mach ich mich auf in den kulturellen Süden.

Echte Pantoffelhelden!
Foto: Matt Biddulph/cc-by-sa
Kultur und Social Media zum Beruf machen
Die Leidenschaft für Neues wie Altes, für Social Media wie Historie hat die promovierte Kunsthistorikerin Tanja Praske zum Beruf gemacht. Professionell in den Neuen Medien unterwegs, scheint ihre Tätigkeit bei der Bayerische Schlösserverwaltung ein echter Traumjob zu sein. Ihre Freude am Thema steckt an. So ist ihr privater Blog immer wieder einen Besuch wert: Museums-App, Tweetup, Blog-Parade, Crowdsourcing. Selten habe ich den Kultursektor so lebendig erlebt. Angetan hat es mir in meiner Nachlese vor allem ihr Beitrag zum ‚Museumsbesuch aus Kindersicht‘. Hach, ein Traum in rosa! 😉
Im digitalen Raum vernetzen
Von Tanjas Blog komme ich geradewegs zu den Kulturkonsorten, dem „Netzwerk für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Kommunikation im digitalen Raum“. Allein der Name macht neugierig, ein Klick auf die Website macht schlauer: Hackathons, Stammtische, Tagungen, Camps, Vision Walk, Twitter, Storify… Die Kulturkonsorten zeigen, welche neuen Wege kulturelle Inhalte gehen können, wenn sie nur wollen. Tatsächlich verstehen sie sich als Netzwerk, denn im Impressum ist explizit vermerkt „Ein Netzwerk, kein Unternehmen, kein Verein, keine Institution“. Im Kultursektor wird bereits kräftig umgedacht – das dürfte doch so manchen vom Sofa weglocken.
Projekte, Werke und Ideen schaffen
Auf dem Kulturmanagement Blog von Christian Henner-Fehr finde ich immer wieder interessante Beiträge darüber, wie Künstler oder Kulturschaffende die sozialen Medien erobern können. Vernetzung und Austausch ist auch hier gefragt. In seinem neuesten Beitrag geht es um die Frage, wie KünstlerInnen der sozialmedialen Herausforderung begegnen können. Mein persönlich liebstes Beispiel ist hier freilich der Blog der freischaffenden Künstlerin Tanja Maria Ernst.
Kurzum, ich bin gespannt auf den Museumspantoffel 2.0! Oder: Wie schlurft Ihr so durchs Museum?
Franziska
Liebe Franziska,
habe ich noch ein klasse Wochenende mit den Kulturkonsorten auf der Alm zugebracht, so fängt die Woche nun absolut klasse an – vielen Dank für diesen Post! Premiere – die erste Vorstellung meines Blogs – das tut seeehr gut! Vor allem die Art und Weise berührt mich: Ja, es stimmt, ich bin mit Leidenschaft Kunsthistorikerin, die gerne testet, was aus der Kombination Alt mit Neu herauskommt.
Spannender Titel – „digitale Museumspantoffeln“, der mit dem Bild des bloß nichts Anrührens bricht. Beim Besuch mit Kindern von Kunstmuseen und Schlössern bin ich auch immer sehr angespannt und sondiere grundsätzlich die Lage, mich im letzten Moment noch zwischen Kunstwerk und Kind zu stellen, just bevor die kleinen Patschefinger die Materialtauglichkeit testen ;-). Obacht ist gut, wenn daraus aber protektives Nicht-Besuchen wird, hat die Kulturinstitution etwas falsch gemacht. Der Aufruf an Museen muss lauten: menschelt mehr und baut Distanz ab. Dann kommt es zu wunderbaren Begegnungen.
Mit Vergnügen stöbere ich immer wieder gerne bei Dir und freue mich sehr, dass wir uns über das Blockstöckchen auf google+ begegnet sind – merci!
Herzlich,
Tanja
Hallo Tanja!
Es war mir eine Freude! Genau so habe ich die ‚Museumspantoffeln‘ auch gemeint. Doch noch auf eigenen Füßen stehend, klackern die eigenen Schuhe plötzlich nicht mehr. Der holde Boden, das Fundament des Historischen wird geschützt, darf aber doch betreten werden. Und dann der Pantoffel als ‚Magnet‘, als (auch für Kinder) attraktives Shuttle durch hohe Räume und vergangene Zeiten. Na und der digitale Pantoffel dann als Tweet, Blogpost und was nicht alles… Trägt alles hinein ins Kulturelle und trägt auch durch.
Die ‚Unnahbarkeit‘ von Museen und auch Galerien ist für mich immer irgendwie ein Dilemma – einerseits das Auratische dieser besonderen ‚Orte‘, andererseits die Relevanz und der Bezug zum Hier und Jetzt. Da müssen Brücken gebaut werden und genau dies passiert meiner Meinung nach etwa in Deinem Blog. Historisches wie auch Kunst darf und soll manchmal ‚begriffen‘ werden, manchmal aber auch nicht. Doch wer führt heute schon gern Selbstgespräche, für Kontemplation sorgen jüngst Yoga and friends. Wie Du selbst immer wieder deutlich machst: Museen sind für Menschen da. Deswegen geht es auch um das Gespräch mit den Besuchern, denn auch was nicht berührt werden darf (weil es zu schützen ist oder weil es in der Natur der Sache liegt), muss den Menschen etwas bringen, um nicht im Rinnstein zu landen. Die Möglichkeiten sind hier grenzenlos, sie müssen nur erkannt und eben mitgeteilt werden. Das geschieht nun m.E. mit den ‚digitalen Pantoffeln‘. Und das finde ich toll!
Schlurfende Grüße aus dem Norden
Franziska
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